Montag, 2. Mai 2016

Gifttiere

Kreuzotter (Bild focusnatura.at)
Tiere produzieren Gifte als Jagdwaffen und zum Schutz vor Feinden. In Mitteleuropa gibt es nur wenige Arten, deren Gift die Gesundheit von Menschen nachhaltig beeinträchtigen. Anders verhält es sich bei Allergikern, bei denen auch Todesfälle zu beklagen sind.
                                                                                          posted by Rudolf Hofer


Feuersalamander (Salamandra salamandra
Bild focusnatura.at
Amphibien haben in ihrer Haut einen komplexen Giftcocktail gelagert, der sie einerseits vor dem Eindringen pathogener Keime in ihre feuchte, durchlässige Haut und andererseits vor dem Gefressen werden schützt. Allgemein bekannt sind die bunt gefärbten Pfeilgiftfrösche im Amazonasgebiet. 
Alpensalamander (Salamandra atra)  Bild focusnatura.at






Auch unter den heimischen Amphibien gibt es sehr giftige Arten, wie den Feuersalamander, den Alpensalamander und die Unken, die von Räubern meist verschmäht werden. Daher die auffällige schwarz-gelbe Färbung (bei Unken nur an der Bauchseite) als Warnsignal. Für Menschen sind diese Gifte nur relevant, wenn nach Kontakt mit den Tieren die Gifte über die Finger an Schleimhäute gelangen (vor allem Augen) und dort starke Reizungen hervorrufen. Bei unvorsichtigen Hunden können nach dem Erbeuten der Tiere schwerwiegende Folgen (Erbrechen, Krämpfen, Lähmungen und sogar der Tod) eintreten.
Gelbbauchunke (Bombina variegata)  Bild focusnatura.at












Bild focusnatura.at

Kreuzottern (Vipera berus) sind scheu und flüchten nach Möglichkeit, wehren sich aber, wenn sie sich bedrängt fühlen. Ein Kreuzotternbiss ist für gesunde, erwachsene Menschen in der Regel nicht lebensbedrohend, kann aber trotzdem schwere Folgen haben. Das Gift ist zwar stark, wird beim Biss aber nur in geringen Mengen injiziert. Es enthält  Substanzen, die einerseits auf das Nervensystemen wirken, andererseits Blut und Gewebe zersetzen und die Blutgerinnung beeinflussen. Schmerzen, Schwellungen, lokale Nekrosen, Atemnot und Herzbeschwerden sind die Folgen, die eine ärztliche Betreuung erfordern. Gefährlicher sind die Folgen für kleine Kinder und geschwächte Personen.


Deutsche Wespe (Vespa germanica)Bild focusnatura.at
Honigbiene (Apis mellifera)Bild focusnatura.at













Der Giftstachel von Bienen und Wespen hat sich aus einer Legeröhre entwickelt, daher haben nur weibliche Tiere einen Stachel. Er dient der Abwehr, bei vielen Arten auch zum Töten oder Lähmen der Beute. Wird man von einer Honigbiene gestochen, bleibt der Stachel stecken und pumpt weiter Gift in die Wunde (daher möglichst rasch den Stachel entfernen). Die Honigbiene überlebt diesen Vorgang nicht.  Solitäre (einzeln lebende) Bienen und Wespen ziehen den Stachel aus der Wunde heraus und können mehrfach stechen.Die größte Gefahr von Bienen gestochen zu werden besteht beim Barfußgehen in Wiesen und in der Nähe von Bienenstöcken.

Hornisse Bild focusnatura.at

Die Stiche führen meist zu harmlosen, aber schmerzhaften Rötungen und Schwellungen; gefährlich und sogar lebensbedrohlich sind sie allerdings für Allergiker (etwa 3% der Bevölkerung) bei denen es zu anaphylaktischen  Reaktionen (Schock) kommt, die rasche Gegenmaßnahmen erfordern. Stiche im Hals- und Rachenbereich können bei jedem Menschen durch Schwellungen zum Ersticken führen (im Freien nicht aus Dosen und Flaschen trinken). 


Die Angst vor Hornissen (Vespa crabroist weitgehend unbegründet. Hornissen sind friedliche Tiere (außer unmittelbar an ihrem Nest), lassen sich nicht durch Nahrungsmittel anlocken (sind vorwiegend Räuber) und Hornissenstiche sind nicht gefährlicher als die von Bienen und Wespen. 


Ammen-Dornfinger   Bild wikipedia
Die Angst vor Spinnen (Arachnophobie) ist weit verbreitet, obwohl es in unseren Breiten wenige seltene Arten gibt, deren Kieferklauen die menschliche Haut durchdringen können. Selbst die Kreuzspinne kann nur an den dünnsten Stellen der Haut eindringen (z.B. zwischen den Fingern) und die Folgen sind nicht schwerwiegend.

Mildes-Dornfinger   Bild wikipedia







Im Zuge der Klimaerwärmung dringen zunehmend südliche Faunenelemente weiter nach Norden vor, wie z.B. der eher seltene Ammen-Dornfinger (Cheiracanthium punctorium) und kürzlich auch die Falsche Witwe (Steatoda paykulliana), eine Kugelspinne. Der Biss dieser Spinnen verursacht neben starken Schmerzen und Schwellungen auch Fieber, lokale Nekrosen und allergische Reaktionen. Daneben trifft man auch den etwas weniger giftigen Mildes-Dornfinger  (Cheiracanthium mildei), der allerdings auch in Häuser eindringt was einen Kontakt wahrscheinlicher macht.
In Österreich gibt es nur wenige eindeutig dokumentierte Bissunfälle durch Spinnen, die meisten Berichte stützen sich auf Vermutungen.
  

Euscorpius germanus  Foto  focusnatura.at
Skorpione haben einen gefährlichen Ruf; die in Österreich (auch in Nordtirol) lokal vorkommenden kleinen Arten der Gattung Euscorpius sind allerdings harmlos. Ein Stich mit dem Schwanzstachel ist vergleichbar mit dem eines Bienenstiches. Ihre verborgene, nachtaktive Lebensweise macht unliebsame Kontakte mit Menschen eher unwahrscheinlich.