Faltenwespen
(Vespidae) erkennt man an den in Ruhe längs gefalteten und daher schmalen
Flügeln. Allen gemeinsam ist die schwarz-gelbe Warnfärbung, die aber auch bei
anderen Insekten auftritt. Echte Wespen (Vespinae) und Feldwespen (Polistinae)
bilden einjährige soziale Staatengemeinschaften mit mehr oder weniger großen Nestern
aus einem papierartigen Stoff (zerkaute Holzfasern), daher werden sie auch „Papierwespen“
genannt. Einige parasitieren bei anderen Arten (Kuckuckswespen). Eine größere Vielfalt
weisen solitäre Faltenwespen auf, darunter die Lehmwespen (Eumeninae), die
Brutnester aus Lehm anfertigen und die Honigwespen (Masarinae), die im
Gegensatz zu allen anderen Faltenwespen ihre Larven ausschließlich mit Pollen
und Nektar versorgen.
posted by Rudolf Hofer
Die
Gemeine Wespe (Vespula vulgaris) und die Deutsche Wespe (Vespula germanica),
sind nicht nur die häufigsten, sondern auch die einzigen Faltenwespen, die für
Menschen im Hochsommer lästig werden. In Nestnähe greifen sie an. Nicht nur das
Aussehen, auch die Lebensweise ist sehr ähnlich. Am leichtesten sind sie an der
Zeichnung am Kopfschild zu unterscheiden.
Bild: wikipedia |
Gemeine
Wespe mit einer anker-förmigen Zeichnung am gelben Kopfschild
Jungköniginnen gründen im Frühjahr in einem Mausloch oder in einer dunklen Ecke in Gebäuden einen Staat. Da sie sowohl den Nestbau als auch die Fütterung der ersten Larven mit Insekten allein meistern müssen, ist der Erfolg sehr vom Frühjahrswetter abhängig. Schlüpfen die ersten Arbeiterinnen (mit rückgebildeten Geschlechtsorganen), übernehmen diese alle Arbeiten im und außerhalb des Stockes. Im Sommer entstehen mit verbesserten Lebensbedingungen zunehmend voll entwickelte Weibchen, die nicht nur als Arbeiterinnen dienen, sondern auch unbefruchtete Eier legen, aus denen sich Männchen entwickeln, die sich mit Weibchen paaren und dann sterben. Der Staat kann bis auf 7000 Individuen heranwachsen. Im Spätherbst bricht der Staat zusammen, nur die Jungköniginnen überwintern.
Das
Nest wird aus Speichel und morschem Holz (Gemeine Wespe) bzw. aus grau
verwittertem Holz (Deutsche Wespe) gebaut und besteht aus mehreren waagrechten
Waben, die von einer papierdünnen Hülle mit gelblich-rötlichem (Gemeine Wespe)
bzw. grauem Streifenmuster (Deutsche Wespe) umgeben sind. Der Durchmesser kann
30 cm bzw. 100 cm erreichen.
Bild: eine geöffnetes Nest der Gemeinen Wespe (
Die in
ihrem Bestand gefährdete Hornisse (Vespa crabro) ist an der Größe
(Arbeiterinnen 18-24 mm) und den rotbraun gefärbten Körperteilen leicht von
anderen Wespen zu unterscheiden. Die Großen Hornissen rufen aufgrund von Fehlinformationen
oft Furcht aus, ihr Stich ist aber nicht gefährlicher als der von Wespen. Zudem
sind sie scheu und keinesfalls lästig, nur in unmittelbarer Nestnähe werden sie
aggressiv. Das Papiernest wird in hohlen Bäumen und in Gebäuden angelegt.
Die
untereinander sehr ähnlichen Feldwespenarten (Polistes) sind wesentlich kleiner
und zierlicher gebaut als Echte Wespen. Im Flug hängen die langen Beine sichtbar
nach unten. Manchmal werden die Nester von
mehreren Jungköniginnen begründet, wobei bald ein Alpha-Weibchen die übrigen
unterdrückt. Bei Störung am Nest können Feldwespen aggressiv werden.
Bild: Eine Berg-Feldwespe kühlt durch Flügelschlag ihre Brut
Bild: Eine Berg-Feldwespe kühlt durch Flügelschlag ihre Brut
Wabe von Feldwespen mit Arbeiterinnen
Die vertikalen mit einem dünnen Stiel am Untergrund angehefteten Waben mit meist maximal 100 Zellen sind offen.
Die
Lehmwespen (Eumeninae) leben solitär und bauen ihre zum Teil kunstvollen
Brutzellen mit Lehm und Sand. Im Gegensatz zu den Papierwespen betreuen sie
ihre Larven nicht kontinuierlich: sie füllen die Brutzellen mit Insektenlarven,
die mit einem Stich gelähmt wurden und verschließen die Zelle nach Ablage eines
Eies.
Bilder: wikipedia (2), restliche Bilder focusnatura.at