Die Wespenspinne (Argiope bruennichi), eine ursprünglich
mediterrane Art, die nur in einigen wenigen Wärmeinseln Mitteleuropas
vorkam, hat sich in den letzten 50 Jahren in ganz Europa ausgebreitet.
In Tirol wurde sie 1974 erstmals nachgewiesen und ist heute im Raum Innsbruck
eine häufige Erscheinung. Die Ausbreitung hat schon vor der Klimaerwärmung
begonnen und wurde durch diese beschleunigt. Trotz ihrer Größe sind diese
Spinnen für den Menschen völlig ungefährlich.
Von Ende Juli und je nach
Witterung bis Oktober fallen in ungemähten Wiesen sonniger Hänge die bis
1,5 cm großen weiblichen Wespenspinnen mit ihrem gelb-schwarzen Warnmuster an der
Oberseite des Hinterleibes auf. Unverwechselbar ist nicht nur ihr Aussehen,
sondern auch das weiße zickzackförmig gewobene Band (Stabiliment) im Zentrum des Netzes, in dem die Spinne sitzt. Die Funktion dieses Bandes ist nicht ganz geklärt.
Entweder dient es zur Stabilisierung des Netzes beim Aufprall größerer Insekten,
oder als Tarnung, da die Spinne ihr Netz bei Störung in Vibration versetzt,
wodurch für den Angreifer die Konturen verschwimmen. Nach einer anderen
Hypothese soll das Band im ultravioletten Bereich eine attraktive Landebahn für
Insekten vortäuschen.
Gelb-schwarze Streifen werden im Tierreich sehr
oft als Warnung an potentielle Feinde verwendet und signalisieren (in Anlehnung an
Wespen) Gefährlichkeit.
posted by Rudolf Hofer
Das Netz wird zwischen den
Gräsern ausgespannt, störende Halme werden verwoben und umgebogen, sodass
ein Freiraum entsteht. Heuschrecken sind die häufigsten Beuteobjekte.
Wenn sie sich im Netzt verfangen, werden sie blitzschnell mit Spinnseide umwickelt und anschließend mit einem Biss getötet. Meist später injiziert
die Spinne ihre Verdauungsenzyme in die Beute und saugt den vorverdauten Brei
wieder auf.
Foto: wikipedia |
Die Männchen sind mit 5-6 mm
wesentlich kleiner und unauffälliger. Bei der Paarung überträgt das Männchen
die Spermien mit seinem Pedipalpus (Taster am Kopf) in die weibliche Geschlechtsöffnung (Epigyne) an der
Unterseite des Hinterleibes. Knapp vor Beendigung der Paarung versucht das
Weibchen das Männchen zu töten, eine rechtzeitige Flucht
gelingt selten. Oft bricht dabei die vorderste Spitze des Pedipalpus ab und bleibt in
der Epigyne stecken. Dieser „Keuschheitsgürtel“ erschwert weitere
Paarungsversuche mit anderen Männchen.
Ab Ende August legen die
Weibchen ihre Eier in einen tonnenförmigen, braunen Kokon. Die Jungspinnen
schlüpfen bereits im Herbst, verlassen den Kokon aber erst im darauf folgenden
Mai. Mit einem Gespinstfaden an hohe Pflanzen geheftet, lassen sie sich durch
den Wind über weite Strecken verfrachten.
Alle übrigen Fotos: focusnatura