Freitag, 7. September 2012

Wespenspinne

Tier des Monats September


Die Wespenspinne (Argiope bruennichi), eine ursprünglich mediterrane Art, die nur in einigen wenigen Wärmeinseln Mitteleuropas vorkam, hat sich in den letzten 50 Jahren in ganz Europa ausgebreitet. In Tirol wurde sie 1974 erstmals nachgewiesen und ist heute im Raum Innsbruck eine häufige Erscheinung. Die Ausbreitung hat schon vor der Klimaerwärmung begonnen und  wurde durch diese beschleunigt. Trotz ihrer Größe sind diese Spinnen für den Menschen völlig ungefährlich. 
Von Ende Juli und je nach Witterung bis Oktober fallen in ungemähten Wiesen sonniger Hänge die bis 1,5 cm großen weiblichen Wespenspinnen mit ihrem gelb-schwarzen Warnmuster an der Oberseite des Hinterleibes auf. Unverwechselbar ist nicht nur ihr Aussehen, sondern auch das weiße zickzackförmig gewobene Band (Stabiliment) im Zentrum des Netzes, in dem die Spinne sitzt. Die Funktion dieses Bandes ist nicht ganz geklärt. Entweder dient es zur Stabilisierung des Netzes beim Aufprall größerer Insekten, oder als Tarnung, da die Spinne ihr Netz bei Störung in Vibration versetzt, wodurch für den Angreifer die Konturen verschwimmen. Nach einer anderen Hypothese soll das Band im ultravioletten Bereich eine attraktive Landebahn für Insekten vortäuschen.
Gelb-schwarze Streifen werden im Tierreich sehr oft als Warnung an potentielle Feinde verwendet und signalisieren (in Anlehnung an Wespen) Gefährlichkeit. 
                                      
 posted by Rudolf Hofer 

 
Das Netz wird zwischen den Gräsern ausgespannt, störende Halme werden verwoben und umgebogen, sodass ein Freiraum entsteht. Heuschrecken sind die häufigsten Beuteobjekte. Wenn sie sich im Netzt verfangen, werden sie blitzschnell mit Spinnseide umwickelt und anschließend mit einem Biss getötet. Meist später injiziert die Spinne ihre Verdauungsenzyme in die Beute und saugt den vorverdauten Brei wieder auf.



Foto: wikipedia
Die Männchen sind mit 5-6 mm wesentlich kleiner und unauffälliger. Bei der Paarung überträgt das Männchen die Spermien mit seinem Pedipalpus (Taster am Kopf) in die weibliche Geschlechtsöffnung (Epigyne) an der Unterseite des Hinterleibes. Knapp vor Beendigung der Paarung versucht das Weibchen das Männchen zu töten, eine rechtzeitige Flucht gelingt selten. Oft bricht dabei die vorderste Spitze des Pedipalpus ab und bleibt in der Epigyne stecken. Dieser „Keuschheitsgürtel“ erschwert weitere Paarungsversuche mit anderen Männchen. 

 
Ab Ende August legen die Weibchen ihre Eier in einen tonnenförmigen, braunen Kokon. Die Jungspinnen schlüpfen bereits im Herbst, verlassen den Kokon aber erst im darauf folgenden Mai. Mit einem Gespinstfaden an hohe Pflanzen geheftet, lassen sie sich durch den Wind über weite Strecken verfrachten.


Alle übrigen Fotos: focusnatura