Donnerstag, 30. August 2012

Giftige Beeren


Tollkirsche

Der Spätsommer und Herbst ist die Zeit der reifen Beeren, alle freuen sich auf feine Himbeeren, Walderdbeeren, Heidelbeeren und Preiselbeeren. Aber die meisten Beeren sind nicht genießbar oder mäßig bis tödlich giftig. Gefahr lauert nicht nur im Wald, sondern auch im eigenen Garten, z.B. in Form von Heckenpflanzen mit giftigen Früchten. Die häufigsten Pflanzenvergiftungen bei Kindern werden durch Beeren verursacht, die den genießbaren Beeren zumindest oberflächlich ähnlich sehen. Je besser Kinder lernen, essbare von giftigen Beeren zu unterscheiden, umso besser sind sie geschützt.
                                                               posted by Elisabeth Hofer



Die giftige Schwarze Tollkirsche (Atropa belladonna), ein Nachtschattengewächs, gilt als alte Zauberpflanze. Der Giftgehalt der ganzen Pflanze variiert je nach Standort. Kirschgroße, schwarz glänzende, süße Tollkirschen in ihren fünfzipfeligen Kelchen sind im Herbst besonders für Kinder im Vorschulalter eine große Gefahr.
Symptome einer Tollkirschenvergiftung sind deutlich erweiterte Pupillen, heiße, trockene, rote Haut, Schluckbeschwerden durch trockene Schleimhäute in Mund und Rachen und Unruhe bis zum Tobsuchtsanfall. 3-5 Beeren sind für Kinder tödlich, die letale Dosis für Erwachsene liegt bei 10-20 Beeren (Tod durch Atemlähmung). Ein Gift der Tollkirsche, das Atropin, wird in der Medizin genutzt.


Foto wikipedia

Die Vierblättrige Einbeere (Paris quadrifolia) wächst in Laub- und Mischwäldern. Alle Teile der 10-30 cm hohen Pflanze sind giftig. Der Verzehr der giftigen Beeren führt zu Schwindel, Brechreiz und Bauchkrämpfen und kann zum Tod durch Atemstillstand führen. Der Pflanze wurde früher Zauberkraft zugeschrieben. In der Volksmedizin galt sie in stark verdünnter Konzentration als Mittel gegen allerlei Beschwerden und Medizin gegen ansteckende Krankheiten (Pestbeere). 
Die Europäische Eibe (Taxus baccata) ist der älteste (Tertiärrelikt) und der einzige giftige Baum Europas, alle Pflanzenteile (mit Ausnahme des Arillus = roter Samenmantel) sind äußerst giftig! Erbrechen, Schwindel, beschleunigte Herzfrequenz und zuletzt Herzstillstand sind die Folgen.  
Langsames Wachstum bringt überaus hartes, elastisches und durch Gerbstoffeinlagerungen dauerhaftes Holz, das im Langbogenbau begehrt ist. Im März oder April blühen die weiblichen und männlichen Bäume, für die Bestäubung sorgt der Wind. Auf den weiblichen Bäumen entwickeln sich keine Zapfen sondern eiförmige Kapseln: Der harte Same (giftig) ist von einem saftigen Fruchtmantel umgeben, der zur Fruchtreife im Spätsommer und Herbst strahlend rot (Carotinoide) wird. Die Samen werden hauptsächlich von Vögeln verbreitet, die den süßen, roten Samenmantel verdauen und den giftigen Samen ausscheiden, der aufgrund einer Keimhemmung erst nach Jahren auskeimt.


Samen und Rinde des Echten Seidelbast (Daphne mezereum) enthalten verschiedene außerordentlich starke Gifte. Für Kinder sind besonders die erbsengroßen, leuchtend roten (manchmal gelben) Früchte des Seidelbasts verlockend. Sie verursachen stark entzündliche Hautreizungen mit Blasenbildung, nach dem Verschlucken Schäden im Magen-Darm-Trakt und an den Nieren. Der Verzehr von etwa 10 Beeren führt zum Tod.
Der Seidelbast wächst in Laub- und Mischwäldern und steht unter Schutz!


Das Europäische Pfaffenhütchen (Euonymus europaeus) enthält Gifte in allen Pflanzenteilen, besonders in den Samen. Unscheinbare Blüten (Mai, Juni), deren Nektar vor allem Ameisen und Fliegen anlockt, entwickeln sich im September und Oktober zu purpur-rosaroten, vierlappigen Kapselfrüchten mit weißen Samen, die von einem orangen Samenmantel (Arillus) umhüllt sind. Der Genuss der „Pfaffenhütchen“ reizt den Magen-Darm-Trakt massiv, schädigt Nieren und Herzmuskulatur und kann zum Kreislaufkollaps führen.


Die Rote Heckenkirsche (Lonicera xylosteum), ein Geißblattgewächs, bildet im Spätsommer erbsengroße, leuchtend rote Beeren, die bitter schmecken. Das bewahrt Menschen meist davor, zu viele von den mäßig giftigen Beeren zu kosten. Der „Genuss“ von 5 Beeren führt zu Erbrechen, Fieber und Magenschmerzen, ab etwa 30 Beeren werden die Vergiftungserscheinungen massiver, Durchfall und kalte Schweißausbrüche kommen dazu.


 

Die kleinen Steinfrüchte des Traubenholunder oder Roten Holunder (Sambucus racemosa) schmecken herb und wenig verlockend, sie enthalten 3-5 Samen. Nach dem Zerbeißen und Schlucken der giftigen Samen kann es zu Magen-Darm-Beschwerden mit Übelkeit, Brechreiz und Durchfall kommen. Das rote Fruchtfleisch ohne Kerne (!) wird zu Marmelade oder zu Gelee verarbeitet.





Der kalkliebende Wollige Schneeball (Viburnum lantana) wächst bevozugt in lichten Laubwäldern, an Waldrändern und wird als Zierstrauch gepflanzt.
Der Verzehr giftiger Pflanzenteile (unreife = rote Früchte, Blätter, Rinde) führt zu Übelkeit, Brechreiz, Entzündungen im Magen-Darm-Bereich und Durchfall. Im September reifen die Beeren, sie werden glänzend schwarz.






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Der laubwerfende oder immergrüne Gemeine Liguster (Ligustrum vulgare), ein Ölbaumgewächs, wächst als stark verzweigter Strauch über 4m hoch. Weiße, duftende Blüten in rispigen Blütenständen entwickeln sich zu kugeligen, schwarz glänzenden, giftigen Beeren. Ihr Verzehr führt zu Bauchschmerzen, Übelkeit und Erbrechen. Früher wurden die reifen Ligusterbeeren nach den ersten Frostnächten geerntet und als Färbemittel verwendet. Mit Soda gebeizte Wolle wird im Färbebad intensiv blau. 
Als Heckenpflanze ist der schnittfeste, wintergrüne Liguster beliebt. Da auch die Blätter giftige Glycoside enthalten ist Vorsicht beim Schneiden geboten, intensiver Kontakt führt zu schmerzhaften Hautreizungen, dem „Liguster-Ekzem“.
Das besonders harte, zähe Holz mit einem violetten Kern eignet sich zum Drechseln und Schnitzen. 
 
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Der Gemeine Efeu (Hedera helix), eine immergrüne Kletterpflanze, ist in allen Pflanzenteilen giftig. Bereits der Verzehr von 2-3 der sehr bitteren Beeren führt zu Brennen in Mund und Rachen, zu Brechdurchfall und Krämpfen, zu Kopfweh und Erhöhung der Pulsfrequenz. Der Efeu blüht erst im Herbst, die dunkelblauen Beeren entwickeln sich während des Winters und sind im Frühjahr reif.









Die Gewöhnliche Schneebeere (Symphoricarpos albus) stammt aus Nordamerika, wo sie Futterpflanze für viele Tiere ist. Die weißen, blasigen Früchte reifen im Herbst und bleiben bis in den Winter hinein am Strauch. Die Schneebeeren („Knallerbsen“) sind für Menschen mäßig giftig: Der Verzehr größerer Mengen führt zu Bauchschmerzen und Brechdurchfall.

 
 Alle übrigen Fotos: focusnatura