Der bekannteste Brutparasit ist der Kuckuck, der seine Eier in das Nest von Singvögeln legt. Der geschlüpfte Kuckuck wirft die angestammten Jungen aus dem Nest und lässt sich von den Zieheltern aufziehen. Entsprechende Verhältnisse gibt es auch bei verschiedenen Insektenordnungen, vor allem bei Bienen und Wespen. Auch hier werden die Eier in das Nest des Wirtes geschmuggelt, die Schmarotzerlarve tötet den Nahrungskonkurrenten und ernährt sich vom gespeicherten Nahrungsvorrat (Pollen, Nektar oder gelähmte Beuteorganismen).
Der Bienenwolf (Philanthus triangulum) ähnelt in seinem Aussehen einer gewöhnlichen Wespe, zählt aber zur Familie der Grabwespen. Er ernährt sich von Blütennektar - für die Aufzucht der Brut jagt er Honigbienen, die er mit seinem Giftstachel lähmt und einen Nektartropfen zur eigenen Ernährung aus der Biene drückt. Mit der schweren Last fliegt er zu seinem im sandigen Boden selbst gegrabenen Erdgang. Am Ende des 20-100 cm langen Ganges befinden sich mehrere Brutzellen, die mit einigen Bienen bestückt werden. Um eine Verpilzung der Beute und der Brut zu verhindern, beimpft das Weibchen die Brutzelle mit Antibiotikum produzierenden Streptomyces-Bakterien, die in einer Drüse kultiviert werden. Pro Zelle wird ein Ei abgelegt, aus dem nach wenigen Tagen eine Larve schlüpft. Ist der Vorrat aufgebraucht, spinnt die Larve einen Kokon, erst im nächsten Frühjahr schlüpft ein neuer Bienenwolf aus der Puppe.
Die „Trabantenfliegen“ (Unterfam. Miltogrammidae) verfolgen die mit Beute beladenen Grabwespen (u.a. den Bienenwolf) in knappem Abstand zu ihren Nestern. Vor dem Eingang warten sie, bis die Wespe ihre Brutröhre wieder verlassen hat, schlüpfen hinein und legen ein Ei ab. Die Larven schmarotzen vom Vorrat der Grabwespe.
Die Sand-Knotenwespe (Cerceris arenaria) brütet oft gesellig auf offenen, sandigen Stellen. Als Larvennahrung erbeutet sie Rüsselkäfer. Auf Grund der starken Panzerung der Käfer muss sie den Giftstachel an den dünnen Gelenkshäuten der Beine einstechen. Die gelähmten Käfer werden in den selbst gegrabenen Brutgängen verstaut.
Die kleine, rot und grün metallisch schillernde Sand-Goldwespe (Hedychrum nobile) schmuggelt ihre Eier in die Nester von Knotenwespen, vor allem der Sand-Knotenwespe. Die Larve ernährt sich von der Wespenlarve und dem Nahrungsvorrat. Gegen Angriffe der Wirtswespen ist sie durch die starke Panzerung geschützt. Die erwachsenen Goldwespen findet man auch bei der Nektaraufnahme auf Blüten.
Die meisten Hummelarten (Bombus sp.) variieren stark in ihrem Aussehen und sind daher nur schwer voneinander zu unterscheiden.
Nur Staatenbildende Hummeln haben an der Schiene ihrer Hinterbeine eine Sammelvorrichtung für Pollen (glänzende, breite Schiene und lange Borsten am Rand - x im neben stehenden Bild), bei Schmarotzerhummeln ist die Schiene kurz behaart (x im Bild unten) .
Schmarotzerhummeln (Bombus (Psithurus) sp.) gründen keinen eigenen Staat, sondern dringen in ein fremdes Hummelvolk (Bombus sp.) ein, das sich in einer frühen Entwicklungsphase befindet. Nach anfänglichen Auseinandersetzungen mit den Wirten behält meist die Kuckuckshummel die Oberhand, frisst Wirtseier auf und beginnt selbst mit der Eiablage. Daraus entstehen keine Arbeiterinnen, sondern geschlechtsreife Tiere. Schmarotzerhummeln sind nicht mehr zum Sammeln von Pollen fähig, sie können auch kein Wachs produzieren und keine Larven aufziehen – sie sind vollständig von den Arbeiterinnen des Wirtsvolkes abhängig. Sie werden daher als Sozialschmarotzer bezeichnet.
Schwer beladen mit Pollen kehrt die Sandbiene Andrena humilis zu ihren selbst gegrabenen Erdröhren zurück. Der Pollen dient als Nahrung für die Brut. Eine Kolonie dieser Biene findet man an einem Erdabbruch am Grauen-Stein-Weg.
Wespenbienen (Nomada sp.) sehen gewöhnlichen Wespen ähnlich und sind die häufigsten „Kuckucksbienen“, die bei bestimmten Sandbienen parasitieren. Die Wespenbiene dringt in die mit Pollen gefüllte Brutröhre ein und legt ein Ei in die Brutzelle. Die daraus schlüpfende Larve tötet die Bienenlarve und ernährt sich von den Vorräten.
Wollschweber und Ölkäfer parasitieren bei vielen verschiedenen solitären Wildbienenarten, wie zum Beispiel bei der Grauen Sandbiene (Andrena cineraria).
Die hummelartig behaarten Wollschweber (Bombylius sp.) sind ausgesprochene Flugkünstler, die Blütennektar, ähnlich wie ein Kolibris schwirrend, mit dem langen Saugrüssel aufnehmen. Das Weibchen „schießt“ seine Eier aus der Luft in der Nähe eines Wildbienennestes ab. Nach dem Schlüpfen dringen die Larven in das noch im Aufbau befindliche Nest ein, lassen sich von der Biene einschließen, ernähren sich vom gespeicherten Pollen und saugen anschließend die Bienenlarve aus.
Der bis 3,5 cm große, flugunfähige Schwarzblaue Ölkäfer (Meloe proscarabaeus) ist bereits im zeitigen Frühjahr aktiv. Bei Gefahr tritt an seinen Beingelenken Blutflüssigkeit aus, die das hochgiftige Cantharidin enthält. Das Weibchen produziert in seinem aufgeblähten Hinterleib einige tausend Eier. Die zunächst beweglichen Larven (Triungulinen-Larven) klettern auf Blüten und klammern sich an Futter sammelnden Bienen fest und lassen sich in deren Nester tragen. Bei Honigbienen und Hummeln findet die Larve keine geeigneten Lebensbedingungen und stirbt ab. In der Bienenzelle solitärer Wildbienen frisst die Larve zunächst das Bienenei und verwandelt sich in eine madenförmige Larve, die sich von den eingetragenen Nahrungsreserven ernährt.
Bilder: focusnatura