Freitag, 2. Mai 2014

Zypressen-Wolfsmilch

Die Blüte der Zypressenwolfsmilch (April-Juni) ist eine Trugdolde mit vielen Scheinblüten (Cyanthien), die sich aus einer weiblichen Blüte (Fruchtknoten mit dreispaltigem Stempel, F) und meist zwei männlichen Blüten mit je einem Staubgefäß (S) zusammensetzen. Als Ersatz für fehlende Kelch- und Kronblätter sitzen an der Basis große, gelb gefärbte Hochblätter (H) und im Zentrum der Scheinblüte vier halbmondförmige Honigdrüsen (D), die einen duftenden, ungiftigen Nektar produzieren. Beides dient zum Anlocken von Insekten.


posted by Rudolf Hofer


Da der Nektar offen angeboten wird, werden vor allem Fliegen und Ameisen (links die Blutrote Raubameise) angelockt und nicht nur hoch spezialisierte Bienen (rechts die graue Sandbiene).



Zur Samenreife färben sich die Hochblätter der Zypressen-Wolfsmilch rot. Die Verbreitung der Samen erfolgt durch explosionsartiges Aufplatzen der Früchte oder durch Ameisen, die es auf die nährstoffreichen Anhängsel (Elaiosomen) der Samen abgesehen haben. Daher weist die Umgebung von Ameisennestern oft einen dichten Wolfsmilchbestand auf.



Die Zypressen-Wolfmilch wächst auf trockenen Böden und Wegrändern.
Wird die Pflanze verletzt, quillt weißer, giftiger Milchsaft, der in speziellen Milchgefäßen unter Druck steht, hervor. Dieser effektive Fraßschutz bewirkt außerdem einen Wundverschluss, der an der Luft rasch gummiartig erhärtet. Das Gift wirkt auf Schleimhäute (Vorsicht bei Augenkontakt), innerlich unmittelbar auf den Verdauungstrakt.







Nur wenige Tierarten sind immun gegen das Gift der Wolfsmilchgewächse, wie z.B. die Raupen des Wolfsmilchschwärmers, die sich in Mitteleuropa fast ausschließlich von der Zypressen-Wolfsmilch ernähren. Durch den für andere Tiere giftigen Darminhalt werden sie ihrerseits ungenießbar für Fressfeinde. Ältere Raupen signalisieren ihre Giftigkeit durch eine auffallende Warnfärbung. Bei jungen Raupen dominiert noch eine unscheinbare gelb-grüne Färbung, sie verlegen ihre Aktivität in die Nachtstunden. Der Wolfsmilchschwärmer ist in Mitteleuropa stark gefährdet, er wurde zum Schmetterling des Jahres 2014 gewählt.











Der 14-18 mm große Zypressenwolfsmilch-Glasflügler sieht eher einer Wespe ähnlich als einem Schmetterling, vor allem weil nur ein Teil seiner Flügel mit Schuppen bedeckt ist. Die Raupen dieses tagaktiven Schmetterlings entwickeln sich ausschließlich in den verholzten Wurzelstöcken der Zypressen-Wolfsmilch.






Christusdorn und Weihnachtsstern sind ebenfalls Vertreter der Wolfsmilchgewächse. Auch bei diesen Arten sind die eigentlichen Blüten unscheinbar, gefärbte Hochblätter locken Insekten an. In den afrikanischen Savannen und Halbwüsten wachsen viele kaktusähnliche, zum Teil dicke, baumhohe Wolfsmilchgewächse mit fleischigen Sprossen und zu Dornen umgewandelten Blättern.

Alle Bilder focusnatura