Freitag, 29. November 2013

Winterstrategien

Die lebensfeindliche Winterszeit überdauern die meisten Tiere im Ruhezustand, andere trotzen dem Winter und bleiben aktiv. Vielfältig sind die Strategien, sich vor dem Frost zu schützen. Nur Zugvögel verlassen rechtzeitig ihr Brutgebiet und weichen nach Süden aus.  

                                                                                                                    posted by Rudolf Hofer


Haselmäuse im Winterschlaf
Winterschlaf 
Murmeltiere, Hamster, Bilche, Igel und viele Fledermäuse halten einen Winterschlaf:  Die Körpertemperatur nähert sich der Umgebungstemperatur und damit werden alle Körperfunktionen, wie Herzschlag und Atmung stark reduziert. In dieser Zeit zehren die Tiere (außer dem Hamster) ausschließlich von Ihren Fettreserven. Der Winterschlaf wird von Zeit zu Zeit unterbrochen, um Harn (bzw. Kot) abzugeben, Hamster nehmen sogar Nahrung auf. Eine zentrale Rolle beim Erwachen aus dem Schlafzustand spielt das Braune Fett, das als „Durchlauferhitzer“ die Bluttemperatur anhebt. In Folge bringt Muskelzittern die Lebensprozesse langsam in Schwung.




Eichhörnchen an einer Futterstelle


Winterruhe  
Der Braunbär hält in seiner Höhle eine Winterruhe. Körpertemperatur und Körperfunktionen werden nur mäßig reduziert. Im Gegensatz zu Winterschläfern bleibt er reaktionsfähig. Bei Dachs und Eichhörnchen ist die Dauer der Winterruhe von der Witterung abhängig und äußert sich zum Teil nur in einer deutlich herabgesetzten Aktivität. Eichhörnchen verzichten weitgehend auf die Winterruhe, wenn sie genügend Nahrung finden (z.B. an Futterstellen für Vögel).








Kältestarre 
Wechselwarme Tiere (Amphibien, Reptilien und alle Wirbellosen) sind in ihren Aktivitäten von der Umgebungstemperatur abhängig und verfallen daher in der kalten Jahreszeit in Kältestarre.


Grasfrosch



Krickente am zugefrorenen See
Warum die Ente nicht am Eis anfriert   
In den Beinen von Vögeln und Säugern schmiegen sich kleine Venen eng an die Arterien, sodass die Wärme des arteriellen Blutes vom kalten, rückfließenden venösen Blut übernommen wird (Wärmetauscher). Dadurch kann der Blutfluss in den Beinen aufrechterhalten werden, ohne viel Wärme an die Umgebung zu verlieren und ohne Erfrierungen der Körperanhänge zu erleiden.
Der Mensch hat diese Fähigkeit verloren. Bei Kälte drosselt er den Blutfluss in der Haut, sodass es in Extremfällen zu Erfrierungen kommt.






Der Fadenkanker ist auch im Winter aktiv
Frostresistenz 
Viele Insekten, Spinnen und Pflanzen überleben Temperaturen bis zu - 60°C. Unterkühlung, Wasserentzug im Gewebe, spezielle Eiweißmoleküle, die das Wachsen von Eiskristallen stoppen und vor allem der Einbau von Frostschutzmitteln (z.B. Glycerin, Zucker) sind dafür verantwortlich. Einige Arten können daher auch bei Minustemperaturen aktiv sein. 
Selbst Grasfrösche können für kurze Zeit einige Minusgrade überleben, indem sie das Frieren der Lymph- und Blutflüssigkeit provozieren und dadurch das Gewebe entwässern und dessen Gefrierpunkt erniedrigen.


Schneehase


Kälteschutz  
Das dicke Winterfell der Säuger, kurze Körperanhänge (z.B. die kurzen Ohren des  Schneehasen) und das Aufplustern des Federkleides dienen dazu, Wärmeverlust im Winter zu reduzieren. Zusätzlich wird zumindest in Ruhephasen die Körpertemperatur gesenkt und der Stoffwechsel vermindert. Dadurch reduziert sich der Nahrungsbedarf.
            









Rauchschwalben sammeln sich vor ihrem Flug nach Südafrika
Zugvögel 
Vogelarten, die im Winter bei uns nicht genügend Nahrung finden, verlassen ihr Brutgebiet und fliegen nach Süden. Während „Instinktzieher“ bereits im Spätsommer abwandern und dabei tausende Kilometer bis zu ihrem Winterquartier zurücklegen (z.B. Schwalben), weicht bei anderen Arten (z.B. Buchfink, Star) nur ein Teil der Population den schlechter werdenden Lebensbedingungen in wärmere Regionen aus. Zugvögel orientieren sich nach dem Magnetfeld der Erde, nach der Sonne und den Sternen.
Auch unter den Fledermäusen gibt es Arten, die in den Süden ziehen (z.B. der Abendsegler).


Alle Bilder focusnatura.at


Weitere Informationen aus dem Internet:

Winterschlaf des Alpenmurmeltieres
Vogelzug