Tiere produzieren Gifte als
Jagdwaffen und zum Schutz vor Feinden. In Mitteleuropa gibt es nur wenige
Arten, deren Gift die Gesundheit von Menschen nachhaltig beeinträchtigen.
Anders verhält es sich bei Allergikern, bei denen auch Todesfälle zu beklagen sind.
posted by Rudolf Hofer
Amphibien haben in ihrer Haut einen
komplexen Giftcocktail gelagert, der sie einerseits vor dem Eindringen
pathogener Keime in ihre feuchte, durchlässige Haut und andererseits vor dem
Gefressen werden schützt. Allgemein bekannt sind die bunt gefärbten
Pfeilgiftfrösche im Amazonasgebiet.
Auch unter den heimischen Amphibien gibt es
sehr giftige Arten, wie den Feuersalamander, den Alpensalamander und die Unken,
die von Räubern meist verschmäht werden. Daher die auffällige schwarz-gelbe
Färbung (bei Unken nur an der Bauchseite) als Warnsignal. Für Menschen sind
diese Gifte nur relevant, wenn nach Kontakt mit den Tieren die Gifte über
die Finger an Schleimhäute gelangen (vor allem Augen) und dort starke Reizungen
hervorrufen. Bei unvorsichtigen Hunden können nach dem Erbeuten der Tiere schwerwiegende
Folgen (Erbrechen, Krämpfen, Lähmungen und sogar der Tod) eintreten.
Kreuzottern (Vipera berus) sind scheu und flüchten
nach Möglichkeit, wehren sich aber, wenn sie sich bedrängt fühlen. Ein
Kreuzotternbiss ist für gesunde, erwachsene Menschen in der Regel nicht
lebensbedrohend, kann aber trotzdem schwere Folgen haben. Das Gift ist zwar stark,
wird beim Biss aber nur in geringen Mengen injiziert. Es enthält Substanzen, die einerseits auf das
Nervensystemen wirken, andererseits Blut und Gewebe zersetzen und die
Blutgerinnung beeinflussen. Schmerzen, Schwellungen, lokale Nekrosen, Atemnot und
Herzbeschwerden sind die Folgen, die eine ärztliche Betreuung erfordern. Gefährlicher
sind die Folgen für kleine Kinder und geschwächte Personen.
Der Giftstachel von Bienen und Wespen
hat sich aus einer Legeröhre entwickelt, daher haben nur weibliche Tiere einen
Stachel. Er dient der Abwehr, bei vielen Arten auch zum Töten oder Lähmen der
Beute. Wird man von einer Honigbiene gestochen, bleibt der Stachel stecken und
pumpt weiter Gift in die Wunde (daher möglichst rasch den Stachel entfernen).
Die Honigbiene überlebt diesen Vorgang nicht.
Solitäre (einzeln lebende) Bienen und Wespen ziehen den Stachel aus der
Wunde heraus und können mehrfach stechen.Die größte Gefahr von Bienen
gestochen zu werden besteht beim Barfußgehen in Wiesen und in der Nähe von Bienenstöcken.
Die Stiche führen meist zu harmlosen,
aber schmerzhaften Rötungen und Schwellungen; gefährlich und sogar
lebensbedrohlich sind sie allerdings für Allergiker (etwa 3% der Bevölkerung) bei denen es zu anaphylaktischen Reaktionen (Schock) kommt, die rasche Gegenmaßnahmen erfordern. Stiche im Hals- und Rachenbereich können bei jedem Menschen durch Schwellungen zum Ersticken führen (im Freien nicht aus Dosen und Flaschen trinken).
Die Angst vor Hornissen (Vespa crabro) ist weitgehend unbegründet. Hornissen sind friedliche Tiere (außer unmittelbar an ihrem Nest), lassen sich nicht durch Nahrungsmittel anlocken (sind vorwiegend Räuber) und Hornissenstiche sind nicht gefährlicher als die von Bienen und Wespen.
Die Angst vor Spinnen (Arachnophobie)
ist weit verbreitet, obwohl es in unseren Breiten wenige seltene Arten gibt, deren
Kieferklauen die menschliche Haut durchdringen können. Selbst die Kreuzspinne
kann nur an den dünnsten Stellen der Haut eindringen (z.B. zwischen den
Fingern) und die Folgen sind nicht schwerwiegend.
Im Zuge der Klimaerwärmung dringen zunehmend
südliche Faunenelemente weiter nach Norden vor, wie z.B. der eher seltene Ammen-Dornfinger (Cheiracanthium punctorium) und kürzlich auch die Falsche Witwe (Steatoda paykulliana), eine Kugelspinne. Der Biss dieser Spinnen verursacht
neben starken Schmerzen und Schwellungen auch Fieber, lokale Nekrosen und
allergische Reaktionen. Daneben trifft man auch den etwas weniger giftigen
Mildes-Dornfinger (Cheiracanthium mildei), der allerdings auch in Häuser eindringt was einen Kontakt
wahrscheinlicher macht.
In Österreich gibt es nur wenige
eindeutig dokumentierte Bissunfälle durch Spinnen, die meisten Berichte stützen
sich auf Vermutungen.
Skorpione haben einen gefährlichen
Ruf; die in Österreich (auch in Nordtirol) lokal vorkommenden kleinen Arten der
Gattung Euscorpius sind allerdings harmlos. Ein Stich mit dem Schwanzstachel
ist vergleichbar mit dem eines Bienenstiches. Ihre verborgene, nachtaktive
Lebensweise macht unliebsame Kontakte mit Menschen eher unwahrscheinlich.