Donnerstag, 4. Juni 2015

TOTHOLZ LEBT

Totholz ist Lebensgrundlage tausender Arten von Insekten und anderer Wirbelloser, von Pilzen, Flechten und Algen. Es bilden sich komplexe Artengemeinschaften, die entweder direkt vom Holz oder von Pilzgeflechten leben, die auf moderndem Holz wachsen. Viele ernähren sich räuberisch oder parasitisch von anderen Tieren. Die 10-20jährige Zersetzungsphase eines Baumes wird von einer Sukzession von Lebensgemeinschaften be­gleitet, bis aus dem Baum Humus geworden ist. Schließlich kann Totholz auch als Brutraum dienen (z.B. Spechte, Wildbienen). Wirtschaftswälder sind arm an Totholz und daher entsprechend artenarm, aber anfälliger für Massenvermehrung von Schadinsekten.
                                                                                                                    posted by Rudolf Hofer


Foto: focusnatura



BOCKKÄFER zählen zu den Pionierarten, die absterbende Bäume befallen. Bockkäfer erkennt man am schlanken Körper und den meist langen Fühlern. Die erwachsenen Käfer sind oft Blütenbesu­cher, wie der GEFLECKTE SCHMALBOCK. Sie benöti­gen daher neben Totholz auch Lichtungen mit entsprechen­dem Angebot an blühenden Kräutern.




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Die meisten BOCKKÄFERLARVEN entwickeln sich in totem oder lebendem Holz, entweder unter der Rinde im Kambium, im Splintholz oder im Kernholz. Sie sind madenartig und weiß, der pigmentierte Kopf trägt kräftige Zangen. Der Aufschluss des Holzes wird bei vielen Arten durch Symbionten (Hefepilze) im Darm unterstützt. Vor der Verpuppung baut sich die Larve des SCHROTBOCKES unter der Rinde eine „Puppenwiege“ aus Holzfasern.


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Das Weibchen der HOLZSCHLUPFWESPE (20-35 mm) ortet von außen im Totholz lebende Larven. Mit ihrem langen Legebohrer dringt sie ins Holz ein, bis sie das Opfer erreicht und durch eine Giftinjektion lähmt. Danach wird ein Ei abgelegt, die daraus schlüpfende Larve ernährt sich von der gelähmten Bockkäfer- oder Holzwespenlarve.

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Die BRAUNSCHWARZE ROSSAMEISE ist eine der größten heimischen Ameisen. Sie baut ihre Nester in Totholz, die Nahrung besteht aber aus Insekten, Spinnen und Honigtau von Blatt- und Baumläusen.






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Auf frisch geschlagenem Nadelholz findet man die RIESENHOLZWESPE (20-40 mm). Das Weibchen legt seine Eier mit dem langen Legebohrer ins Holz und impft es mit Pilzsporen. Diese keimen aus und die Larven ernähren sich vom Pilzrasen.

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Das bunte Treiben am Totholz lockt auch Räuber an. An gefällten oder umgefallenen Bäumen jagt der AMEISENBUNTKÄFER vor allem Borkenkäfer.





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Mit zunehmender Zersetzung stellen Fliegen- und Mückenlarven die artenreichste Gruppe unter den In­sekten. Neben den meist kleinen und unscheinbaren Vertretern gibt es auch große, auffällig gefärbte Schnaken, z.B. die HOLZSCHNAKE.





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In der letzte Phase der Holzzersetzung finden sich zunehmend Bodenorganismen, wie Asseln und SPRINGSCHWÄNZE.







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PILZE spielen eine Schlüsselrolle bei der Zersetzung des Holzes. Die meisten Tiere können Lignin und Zellulose im Holz erst verwerten, wenn es vorher von Pilzen aufgeschlossen worden ist, viele ernähren sich sogar direkt vom PILZGEFLECHT (Bild unten), das im Holz wuchert. Neben unscheinbaren Arten gibt es in unseren Wäldern etwa 600 Großpilzarten, die auf Holz wachsen. Auffällig sind nur die Fruchtkörper, wie etwa die der SCHMETTER­LINGSTRAMETE (Bild links)
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