Dienstag, 1. April 2014

Wie Tiere atmen

Tiere benötigen Sauerstoff zum Leben. Nur einigen gelingt es, zumindest zeitweise ohne Sauerstoff auszukommen und selbst ein Teil der menschlichen Muskulatur arbeitet kurzfristig auch ohne Sauerstoff.  Land- und wasserlebende Tiere sind mit unterschiedlichen Problemen konfrontiert. Während die Luft einen sehr hohen Sauerstoffanteil aufweist (21 Vol%), ist im Wasser sehr wenig Sauerstoff gelöst (maximal 1 Vol%, im Extremfall ist es sogar sauerstofffrei).  Da Sauerstoff nur über eine sehr dünne, feuchte Oberfläche effektiv aufgenommen werden kann, besteht an Land das Problem der Austrocknung.

Wenig aktive Tiere in feuchter Umgebung, die entweder sehr klein sind oder eine große, dünne  Oberfläche aufweisen (wie der Regenwurm) benötigen keine spezielle Atmungsorgane – sie nehmen den Sauerstoff über die Haut auf. Je größer und aktiver die Tiere sind, desto aufwändigere Atmungsorgane und Verteilungssysteme des Sauerstoffs im Körper müssen geschaffen werden.
                                                                                                                           posted by Rudolf Hofer

Die büschelförmigen, gut durchbluteten Kiemen der Molchlarven stellen eine Oberflächenvergrößerung des Körpers dar, über die Sauerstoff aufgenommen wird. Bei der Metamorphose verschwinden die Kiemen. Erwachsene Molche  und andere Amphibien müssen daher während ihres Wasseraufenthaltes Luft von der Oberfläche holen, nur bei tiefen Temperaturen genügt die Hautatmung. Zusätzlich zur Lungen- und Hautatmung wird während des Landlebens ein Teil des Sauerstoffes auch über die Kehlatmung aufgenommen (ersichtlich am Heben und Senken des Mundbodens).

Der große Sauerstoffbedarf der Knochenfische verlangt eine komplexe Kiemenstruktur. Um diese zu schützen, sind sie von einem knöchernen Kiemendeckel bedeckt. Ein aufeinander abgestimmtes Pumpsystem von Mund und Kiemendeckel gewährleistet eine ständige Durchströmung der großen Kiemenoberfläche. Nimmt man den Fisch aus dem Wasser, kollabieren die Kiemen zu einem Klumpen und der Fische erstickt. Die Kiemen sind ein Multifunktionsorgan, zuständig für Atmung, Stickstoffexkretion und Ionenhaushalt.


Landlebende Schnecken atmen mit einer einfach gebauten Lunge ihres Mantels. Das sich periodisch öffnende Atemloch ist am seitlichen Fuß zu erkennen (siehe Pfeil).







Ein perfektes Atmungssystem haben Insekten entwickelt - das Tracheensystem: Der Körper ist von einem mit Chitinspiralen verstärkten, fein verzweigten  Röhrensystem (Einstülpungen der Haut) durchdrungen, das den Sauerstoff direkt an die Körperzellen, den Ort des Verbrauchs, transportiert. Dadurch verliert das Blut die Aufgabe des Gastransportes. Die Tracheen münden mit Öffnungen (Stigmen) nach außen (siehe Pfeil). Dieses effiziente Atmungssystem ist ein wesentliche Grundlage für das Flugvermögen der Insekten.

Das Tracheensystem funktioniert in Form von Tracheenkiemen auch im Wasser: Die Larven von Kleinlibellen, Eintagsfliegen und anderen aquatischen Insektenlarven entwickeln am Hinterleib Ausstülpungen der Tracheen (siehe Pfeil), in die der Sauerstoff aus dem Wasser hineindiffundiert. Zusätzlich können die Tracheenkiemen bewegt werden, sodass stets ein Konzentrationsgradient zwischen innen und außen aufrecht erhalten wird.




Bei den Larven der Großlibellen findet der Gasaustauch zwischen Wasser und Tracheen im Enddarm statt, der ständig mit frischem Wasser gespült wird.





Eine andere Methode unter Wasser zu leben, haben Schwimmkäfer und einige Wasserwanzen entwickelt: Sie nehmen Luft von der Wasseroberfläche unter ihren Flügeldecken (Käfer) oder an ihrer behaarten, wasserabweisenden Körperoberfläche (Wanzen) mit nach unten.  Aus der Luftblase (siehe Pfeil) entnehmen sie Sauerstoff und geben Kohlendioxid wieder ab. Aus physikalischen Gründen kommen sie mit dieser Blase länger aus als es der ursprünglichen Sauerstoffmenge entspricht, weil Sauerstoff aus dem Wasser in die Blase hineindiffundiert. 


Alle Bilder: focusnatura